„Könnt ihr monatlich für 10 000 Mädchen Hygieneartikel sonsern?“ Die Anfrage kam von der tansanischen Organisation Jamii Inakuhitaji Foundation (JIF) an cornerstone domino. Die Leiterin der Organisation, Janeth Soka, ist eine bekannte Radiosprecherin im Land, die sich mit ihrem Team seit vielen Jahren für die Rechte von Kindern und Mädchen einsetzt. Ihr und unser Anliegen ist es, dass Mädchen über die Schul- und Studienzeit keinen Nachteil haben sollen, nur weil sie ihre Periode haben.
Bei cornerstone domino waren wir von der Anfrage überrascht. Wir teilen von Herzen das Ziel. Das ist klar. Mädchen müssen immer Zugang zu Bildung haben. Denn nur mit Bildung können sie selbst entscheiden, wie sie leben wollen. Deswegen müssen Nachteile abgebaut werden. Und dazu gehört natürlich auch, dass Mädchen während ihrer Periode weiter zur Schule gehen können, auch wenn sie arm sind und sich keine Binden oder andere Hygieneartikel leisten können.
ABER: wir verfügen a) nicht über so viel Finanzen, die nötig wären; und selbst wenn, b) so arbeitet cornerstone domino nicht! Wir lernten das Team von JIM besser kennen und baten die jungen Damen eine Recherche zu machen, wie andere afrikanische Länder in Stadt und Land dem Problem begegnen.
Und wir ermunterten sie, direkt in die Schulen zu gehen und mit den Schulleitungen in den Dörfern zu sprechen. Das Ergebnis: In manchen Schulen wurden nun erstmalig – mit tatkräftiger Hilfe der Kommune – Mädchen WCs gebaut.
Die Internetrecherche führte letztlich dazu, dass sie die große Herausforderung komplett alleine lösen konnten. Sie entdeckten, dass es in manchen Gegenden Hygienepads gibt, die aus einem wiederverwertbaren, gut waschbaren Teil bestehen, in den man Materialien einlegen kann, die Flüssigkeit aufsaugen und selbständig, unkompliziert und umweltschonend entsorgbar sind. Es gibt auch Menstruationcups und viele andere Möglichkeiten. Sie arbeiteten an kreativen Lösungen für die Schulen in Stadt und Land. Einige Frauen können mit den neuen Lösungsideen nun ihren Lebensunterhalt verdienen und die betroffenen Mädchen sind gut versorgt. Wir und JIM sind gemeinsam glücklich, dass wir andere Wege gehen, als Logistikmarathons zu vollbringen, finanzielle Dauerverpflichtungen vor uns herzuschieben und Müllberge zu produzieren.
Wir bei cornerstone domino lernen viel von den wunderbaren jungen Frauen, die sich selbst aus Armut herausgearbeitet haben, in den Reflexionsgesprächen. Sie sind die Helden ihrer Familien und ihrer Kommune, sie haben es geschafft, sie sind akademisch gebildet und absolute Vorbilder. Sie haben ein Herz für die Menschen um sich herum, und sie wollen helfen. Aber sie kannten bislang die Prinzipien von Geben und Nehmen, von Charity und Wohltätigkeit und nicht die Kultur von cornerstone domino. Aber genau das fasziniert sie. Verantwortung muss da bleiben, wo sie hingehört.
Anschubfinanzierungen müssen Dauergeldströme ersetzen. Statt FÜR andere zu denken und FÜR sie zu sorgen, dürfen wir mit ihnen nachdenken. Augenhöhe! Wir machen das so: Wir stellen in den Zoommeetings zwischen uns und unsere Partnerinnen unseren imaginären Korb in die “Mitte”. Jede/r kann nun seine Ideen, Vorschläge und Gedanken hineinpacken. Aber Handelnde bleiben jederzeit die Akteure vor Ort. SIE entscheiden, ob und was aus dem Korb nützlich ist für die Arbeit vor im Land, was und auch ob sie aus dem Korb etwas herausnehmen wollen und wie sie es umsetzen. So können wir alle kreativ und aktiv sein, ohne zu dominieren und abhängig machen. Und die Frauen lernen so ihrerseits die Menschen FÜR die sie bisher gedacht und gearbeitet haben, zu aktivieren. Sie erfahren selbst Entlastung dadurch, dass die Verantwortlichkeiten wieder da landen, wo sie hingehören.
Und dann kam die überraschende und für uns bewegende Bitte: „Wir brauchen euer Geld nicht, aber bitte bleibt an unserer Seite. Bleibt unsere Reflexionspartner, denn wir merken, dass uns das unserem Ziel näher bringt, Kommunen wirklich nachhaltig zu transformieren. Die Hygieneartikel sind ja nur ein erster Schritt.“
Wir sind begeistert und lernen viel vom Engagement, der Solidarität, dem Gottvertrauen und natürlich immer auch über die Kultur des Landes. Globale Solidarität unter Mädchen und Frauen verbindet uns, damit Mädchen eigene Wege in ihre Zukunft wählen können gehen wir Hand in Hand als Partner.
Wir sind froh, dass wir uns zusammengetan haben und sich immer mehr Interessierte unserer Arbeit anschließen, oder sie unterstützen. Wäre das auch was für Sie oder dich?
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