Die Hälfte seines Stipendiums investiert der junge Emmanuel aus Ruanda in Nähmaschinen und die Miete eines Raumes, damit 10 junge – teils minderjährige Mütter aus seiner Heimat eine Chance bekommen. Eine Erfahrung im persönlichen Umfeld hat ihm gezeigt, wie das Leben laufen kann, wenn junge Mädchen schwanger werden und keiner hilft. Die Mädchen arbeiten fleißig. Sie können in einem halben Jahr ein staatliches Zertifikat erwerben und bis dahin bereits durch die kleinen Nähprodukte ein wenig Einkommen durch Verkauf generieren.
Das ist eine schöne Alternative zur elenden Existenz auf der Straße oder dazu, ohne Schule zuhause zu sitzen oder verheiratet zu werden. Die Mädels haben Lust, packen die Chance am Kopf und sind tüchtig. Wir von cornerstone domino lernen Emmanuel in einer Phase kennen, in der ihn der Mut ein wenig verlassen hatte, weil alles mühsam wurde.
„Empower her!“ will er seine Organisation nennen, wenn sie einmal gegründet sein wird. Aber darauf kann er nicht warten und bis zur Anerkennung ist es immer ein langer, teurer Weg in Ruanda.
Je häufiger wir uns treffen, desto vergnügter, engagierter und mutiger wird Emmanuel. Einmal fragen wir ihn seitens des cornerstone domino-Teams, warum er für die Mädchen Stoff kaufe, und es stellt sich heraus, dass die Marktbedingungen doch sehr wechselhaft sind. Was kann man tun? Wir denken gemeinsam nach. Wir sind fasziniert, dass – wie so häufig – Emmanuel am nächsten Tag losläuft und das Besprochene direkt umsetzt. Er geht zu Schulen und Krankenhäusern im direkten Umfeld und erzählt die Geschichte der jungen Mädchen und fragt, ob die Einrichtungen nicht künftig Kittel und Schuluniformen bei den Ladys bestellen könnten. Und er ist erfolgreich!
Plötzlich gibt es einen verlässlichen Markt! Wie gut für die jungen Mamas – und wie wichtig. Und es gehört zu den hoch spannenden Erfahrungen in unserer Arbeit, die wir immer mal wieder erleben, dass Emmanuel uns mitteilt: Ich brauche euer Geld nicht, aber bleibt an meiner Seite. Das gemeinsame Reflektieren, Lösungen suchen, Wertschätzung erhalten, aufeinander zu achten, es tut mir gut. Und uns von cornerstone domino tut es auch gut. Wir lernen ebenfalls immer dazu und werden so ermutigt von den Geschichten, die wir miterleben dürfen.
Emmanuel wird immer wieder angefragt, ob er nicht noch andere Mädchen aufnehmen könne. Auch das wird zwischendurch zur drückenden Last. „Ich habe doch auch nicht mehr Geld zur Verfügung. Und ich glaube, es wäre egal, wie viel ich hätte, es würde sowieso nie reichen.“ Wenn dieses Gefühl aufkommt, das wissen wir vom Team mittlerweile, dann sind Verantwortlichkeiten verrutscht. Wir ermutigen ihn, in den Ort zu gehen, sich hinzusetzen und mit den Menschen zu sprechen: Ich habe nichts mehr. Und, es gibt noch ein Problem. Was wollen wir machen? Was wollt ihr machen? – Ohne Lösung, einfach sitzen bleiben und immer wieder nur diese Frage stellen, ohne eine Antwort zuliefern. Aushalten. Nicht weglaufen. Und – wie so oft – auch das funktioniert. Anstatt darauf zu warten, dass er ihre Probleme löst, organisieren sich sämtliche Eltern der Mädchen selbst. Sie treffen eine Entscheidung sich zu kümmern und organisieren z.B. ein tägliches Mittagessen für die Mädchen. „Ich fühle mich jetzt von ihnen getragen“. Es war gut, nicht für sie zu denken, nicht für sie Antworten zu finden.
Durch viele Reflektionsgespräche, das Kennenlernen der Arbeitsweise von cornerstone domino und unserer Kultur ist Emmanuel ermutigt worden. Er ist nicht mehr alleine, seine Arbeit wird auch von den Offiziellen wertgeschätzt. Emmanuel hat mittlerweile einen Beruf. Die Mädchen verdienen gut. Und die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende. Die Geschichte von Empower Her! hat Potenzial und wir bleiben an ihrer Seite und freuen uns mit ihnen über die wunderbare Initiative, die sich immer weiter entfaltet.
Wir sind froh, dass wir uns zusammengetan haben und sich immer mehr Interessierte unserer Arbeit anschließen, oder sie unterstützen. Wäre das auch was für Sie oder dich?
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